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Marrnyula Munuŋgurr: Djapu 2016


Details

  • Nr.:RK1401
  • Medium:Natürliche Erdpigmente auf Rinde
  • Größe:21 × 39 cm
  • Jahr:2016
  • Region:Arnhem Land (East)
  • Kunstzentrum:Buku-Larrŋgay Mulka
  • Status:

Die Kreuzschraffur ist das heilige Muster für die Süßwasserquellen des Djapu-Clans in seiner Heimat Wandawuy, was heute eine Homeland-Gemeinde ca. 150 km südlich von Yirrkala im Hinterland der Blue Mud Bay ist.
Wandawuy (was auch die spirituelle Heimat der Ahnenwesen Mäna, der Hai, und Bol’ŋu, der Donnermann, ist,) ist von dauerhaften Süßwasserseen umgeben. Regengüsse, die auf das Wirken von Bol’ŋu zurückzuführen sind, füllen die Flüsse und Billabongs. Welse und Muscheln, Flusskrebse und andere Tiere ernähren die Yolŋu und die Wildtiere der Gegend. Die Gewässer sind die Heimat des Hais Mäna. Das Gittermuster bezieht sich auf die Landschaft um Wandawuy: ein Netz aus Billabongs, das von Berggraden und hohen Böschungen umgeben ist.
Die Struktur des Gemäldes ist aber auch eine Referenz an gewebte Fischreusen. In der Schöfpungszeit installierten Jäger hier eine Falle, um den Hai zu fangen, waren aber erfolglos. Zwei Yolŋu, die Bärngbarng und Monu‘a hießen, kamen hierher, um alle Dhuwa-Bäume zu fällen: Gu‘uwu, Gathurrmakarr, Nyenyi, Rulwirrika und Gananyarra. Sie pflanzten gerade junge Bäume und fällten sie mit ihren Äxten Gayma‘arri und Bitjutju.
Manche Flussabschnitte werden von den Yolŋu mit Pflöcken abgesteckt, zwischen denen Äste verwoben werden. Dann wird das Wasser mit einer bestimmten Rindenfaser verschmutzt, welche die Gaṉŋal [Welse] betäubt, so dass sie an die Oberfläche kommen. Mit Netzen, die dem Schnabel von Galumay, dem Pelikan, ähneln, waten die Yolŋu durch das Wasser und schöpfen die Fische ab. So wird es seit der Zeit gemacht, in der die Schöpferahnen über das Land zogen.

Gaṉŋal, der Wels, das Totem der Djapu, wird rituell besungen, ebenso Galumay, der Pelikan. Beide Tierarten frequentieren die Gewässer von Wandawuy. Mäna der Hai kommt auf seinen epischen Reisen ebenfalls hier entlang.

Die Schöpferahnen versuchen, Mäna im Süßwasser der Flüsse mit diesen Fallen zu fangen. Aber sie schaffen es nicht. Die Macht und physische Kraft des Hais liegen jenseits der Bemühungen einfacher Sterblicher. Mänas wütend um sich schlagender Schwanz zerstört die Falle und trübt das Wasser. Die Ahnen bezeugen Mänas Kraft und besingen seine Taten, seinen prügelnden Schwanz und das davon verschlammte Wasser.

Das Gitternetz im Gemälde spiegelt die Falle wider, die Vierecke der Kreuzschraffur die verschiedenen Zustände des Süßwassers – die Quelle der Djapu-Seele.

Bei Zeremonien betreten Teilnehmer, die für Begräbnisriten zugelassen sind, die Hütte (die wie die erfolglose Falle „zusammengewebt“ ist), in dem der Verstorbene aufgebahrt ist. Heilige Speere, deren Spitzen Rochenstachel zieren, (die Mänas Zähne darstellen,) werden entlang der Hütte aufgestellt. Die heiligen Liedzyklen von Mäna in den Gewässern von Wandawuy werden mit dem Klang des Yidaki (Didgeridoo) und den Bilma (Clappingsticks) angestimmt. Zum Abschluss der Zeremonie brechen die Tänzer zu einem vorgegebenen Zeitpunkt durch die Hütte des Verstorbenen und ahmen so den Kampf von Mäna mit der Falle nach. Diese Handlung nimmt Bezug auf die Befreiung der Seele des Toten, zurück in die heiligen Gewässer von Wandawuy, wo sie, mit ihren Vorfahren vereint, auf die Wiedergeburt wartet.

Im eigentlichen Wortsinn bedeutet Wandawuy „Ort des Haikopfes“; im weiteren Zusammenhang mit den Liedzyklen über Mänas Reise kam sein Kopf hier zur Ruhe, nachdem er abgeschlachtet und über das Land verteilt worden war. Die Künstlerin ‚spielt‘ mit dem heiligen Design, um ein vollkommen neues Muster zu kreieren – inspiriert von Kombinationen aus verschiedenen aufgewirbelten Elementen dieses Gewässers.

Djukurr, die Leber des Hais, steht für die djukurr oder das yothu (Kind) der Djapu-Frauen, die Männer aus der entgegengesetzten Yirritja-Hälfte des Clans heiraten müssen. Die Kinder aus diesen Beziehungen erhalten bei Geburt die Identität des Clans ihres Vaters. Die Djapu betonen, dass die den Kindern angeborene Identität vom Hai abstammt.
Grob gesagt, ‚kann man dem Hai die Leber entnehmen, aber man kriegt den Hai nicht aus der Leber raus‘. Eine ‚Hai-Frau‘ sieht ihren eigenen Yirritja-Kinder ihre ‚Djapu-Zugehörigkeit‘ an.

Gemälde auf Baumrinde passen sich unterschiedlichen Raumtemperaturen an. Kleine Haarrisse sind bei diesen Arbeiten daher nichts Ungewöhnliches.
Das Kunstwerk steht unter besonderem Schutz. Jegliche Form der Abbildung, auch von Teilen, erfordert die Genehmigung des Künstlers, bei deren Beschaffung wir gerne behilflich sind.