Papua-Neuguinea

Blick in die Oro Province © Brennan King mit Genehmigung der Ömie Artists

"Es gibt eine großartige Kunsttradition in dieser Welt, die jenseits der Region, in der sie entstand, kaum bekannt ist. Im gesamten Pazifik, von Neuguinea bis nach Hawaii, haben Künstler Rindenstoff bemalt, manchmal figurativ, häufiger jedoch mit einer glanzvollen, unregelmäßigen, organischen Geometrie. Diese Kunstform, die schon seit Jahrhunderten, wahrscheinlich seit Jahrtausenden betrieben wird, ist auch heute noch sehr lebendig. Ihre besten lebenden Vertreter sind die Ömie-Frauen aus Papua-Neuguineas Oro Province. Ihr künstlerisches Schaffen wurzelt tief in der Ästhetik der Ahnen und ist gleichzeitig vielfältig in seinem Antrieb und unerbittlich experimentell." (Nicholas Thomas, Director MAA, Cambridge, England, 2012)

Papua Neuguineas Oro Province im Südosten des Landes hat eine lange Tradition in der Herstellung von Rinden(bast)stoffen, auch Tapa genannt. Sie sind die üblichen Textilien der Ömie. Frauen tragen nioge (Röcke) und Männer givai (Lendentücher). Sie werden auch heute noch bei traditionellen Zeremonien getragen und sind entscheidend für die kulturelle Identität der Ömie. Ihre Überlebensgeschichte ist weltweit einzigartig. Mit der Rindenstoffmalerei ist es den Ömie-Frauen gelungen, uralte Tattoo-Motive zu bewahren und die Ömie-Kultur stark zu halten.

Gleichzeitig sind die Ömie Artists die bislang einzigen Vertreter, die Rindenstoffe für den gehobenen Kunstmarkt herstellen und sie mit Ausstellungen in Australien, Neuseeland, Kanada, den USA und jüngst auch Europa weltweit bekannt machen. Ihre erlesenen Rindenstoffmalerein von komplexer und visuell fesselnder Natur entwickeln sich derzeit zu einer der spannendsten modernen Kunstbewegungen der Pazifikregion.

Die Frauen präparieren den Rindenstoff, indem sie die innere Schicht der Rinde von Regenwaldbäumen ernten, diese dann abspülen, falten und schließlich mehrfach mit Palmklopfern auf flachen Steinen bearbeiten, bis ein fester, faseriger Stoff entsteht. Eine ergiebige, erdige Palette natürlicher Buschfarbstoffe mit roten, gelben, grünen und schwarzen Pigmenten wird aus Früchten, Farnen, Blättern und Kohle angerührt. Alte Clandesigns werden freihändig auf den Stoff gemalt, oder der Stoff wird in Flussschlamm eingefärbt, bevor die Motive mit Fledermausknochen appliziert werden.